leserei im zeit-raum

Kathrine Kressmann Taylor: Adressat unbekannt

An unserem Lesereitreffen vom 6. Oktober 2025 beschäftigen wir uns mit dem Buch "Adressat unbekannt" von Kathrine Kressmann Taylor.

«Adressat unbekannt», erstmals 1938 veröffentlicht, ist ein literarisches Meisterwerk von beklemmender Aktualität. Gestaltet als Briefwechsel zwischen Martin Schulse, einem Deutschen und Max Eisenstein, einem amerikanischen Juden in den Monaten um Hitlers Machtergreifung, zeichnet dieser Roman in bewegender Schlichtheit die dramatische Entwicklung einer Freundschaft. Während Martin Schulse mit seiner Familie - 1933 aus der USA nach Deutschland zurückgekehrt - der Propaganda des nationalsozialistischen Deutschlands verfällt, bittet Max Eisenstein, seine Schwester, eine Schauspielerin, vor dem Judenhass der Nazis zu retten. Diese stirbt nach einer Verfolgung durch die SA im Garten
der Villa von Schulse, ohne dass dieser etwas zu ihrer Rettung tut.
«Adressat unbekannt» (Englischer Originaltitel: «Address Unknown») wurde 1938 im New Yorker Story Magazine veröffentlicht. Der Briefroman machte die Autorin über Nacht bekannt. Die Auflage war innerhalb von 10 Tagen ausverkauft und Reader’s Digest druckte eine gekürzte Fassung für seine damals rund 3 Mio. Leser ab. Ein Jahr später, 1939, erschien der Roman als Buch. 50.000 verkaufte Exemplare waren für die damalige Zeit außerordentlich hoch. 1944 wurde das Buch mit Paul Lukas als Martin verfilmt. 1992, 54 Jahre nach seinem Debüt, anlässlich des 50. Jahrestages der Befreiung der Konzentrationslager, druckte der Story Press Books Verlag die Geschichte erneut ab. Die Reaktion von
Presse und Lesern war erneut stark und positiv.

Die Idee zu dem Roman kam Kressmann Taylor durch einen Zeitungsartikel. Amerikanische Studenten in Deutschland schrieben über Übergriffe der Nazis nach Hause. Nachdem sich ihre Studienkollegen einen Spaß daraus machten, ihnen Briefe zu schicken, in denen sie sich über Hitler lustig machten, schrieben ihnen die Gaststudenten aus Deutschland zurück: «Stop it. We’re in danger. These people don’t fool around. You could murder (someone) by writing letters to him.» (Hört auf damit. Wir sind in Gefahr. Diese Leute meinen es Ernst. Ihr könntet (jemanden) ermorden, indem Ihr ihm Brief schreibt.)

Im Anschluss bietet sich, wie immer im zeit-raum, Gelegenheit für Begegnung und Austausch.

Anmeldung zum Anlass am 6. Oktober 2025